Spiritualität - der Qigong-Dachverband informiert

In den Qigong-Communities existieren höchst unterschiedliche Sehweisen und Einstellungen zum Qigong. Diese reichen von Gesundheitssport über Alternativmedizin bis hin zu Heilslehren und Quasi-Religiosität. Dies ist jedoch keine neue Erscheinung sondern gehörte schon immer zur Qigong-Historie. Besonders Anfänger sind oft stark verunsichert und wissen nicht, was richtig und was falsch ist. Und in der Tat gibt es keine allgemein gültige Richtlinie auf diesem inspirierenden Terrain - jeder wird dieses für sich selbst erkunden müssen. Der Verband rät jedoch: Wohlfeile Anleitungen "auf Ratgeber-Niveau" werden hier nicht weiterhelfen - und schlimmer noch: Sie können sich ganz im Gegenteil sogar als Sackgassen erweisen, die das Ausschöpfen eigener Potenziale erschwert.

Spiritualität im Qigong - ein Artikel über innere Kultivierung im "Tian-Di-Ren (Himmel-Erde-Mensch)"Viele Qigong-Praktizierende erfahren es tagtäglich beim Üben: Neben der Körperlichkeit existiert eine Dimension, die man als meditativ oder spirituell bezeichen kann. Damit angemessen und zielgerichtet umzugehen ist eine Herausforderung, die nicht einfach zu meistern ist. Dennoch ist die Botschaft klar: Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit. Asiaten sind durch ihre ganzheitliche Philosophie und Kultur damit vertrauter als Westler. Man sollte sich hier um "interkulturelle Kompetenz" im Sinne einer "Ost-West-Sythese bemühen statt zu versuchen, Bereiche eins-zu-eins übertragen zu wollen. Fangen wir daher am besten mit den Fachbegriffen an.

Qigong bedeutet übersetzt "Qi-Training". Und mehr noch: Spirituelle Dimensionen finden sich auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und im daoistisch geprägten Tai Chi Chuan (Taijiquan), der "Kampfkunst, des Höchsten Prinzips". In der internationalen Qigong-Fachliteratur zur Spiritualität tauchen neben dem Begriff des "Qi" typischerweise die Termini "Spirit" und "Shen" bzw. "Yangsheng" auf. Klar, denn deren Prinzipien zu Lebenskraft und Spiritualität bilden von altersher die Eckpfeiler traditioneller Qigong-Stilarten.

Viele Westler sind besonders beeindruckt von der Jahrtausende alten Überlieferung, der innerlichen Disziplin und die Verankerung in Philosophien des Taoismus und Buddhismus. Auch die Bezeichnung "Qigong" ist uralt - sie wurde zunächst im Setting von "Wushu (Kampfkunst)" benutzt. Die Anwendungen wurden später erweitert für spirituelle Zwecke und für ganzheitliche Gesundheitsförderung. Hier spielte auch der Einfluß des früh importierten indischen Yoga eine wichtige Rolle.

Verbände informieren über spirituelle Dimensionen

Bekanntlich sagen Aussagen nicht nur etwas aus über die Sache selbst, sondern auch über die Urheber. Konkret bedeutet dies, daß man aus den Statements von Organisationen zur Spiritualität auch erkennen kann, auf welcher ideologischer Grundlage sie arbeiten. In der Taijiquan-Qigong-Szene herrscht ein Mix vor von Spiritualität und Esoterik-Folklore, den der Qigong Dachverband Deutschland e. V. ablehnt. Der Verband betreibt zusammen mit dem Tai Chi Dachverband Deutschland e. V. den Arbeitskreis "Spiritualität im Qigong". Ziel ist die Förderung und Verbreitung spiritueller Aspekte der Übesysteme in der westlichen Gesundheitsförderung. Die dazugehörigen Gesundheitsprogramme sind anerkannt von den Krankenkassen und tragen das Vdek-Qualitätssiegel "Dt. Standard Prävention".

Der DTB-Zentralverband hat den Passus über Spiritualität / Lebensphilosophie in seinem Modulhandbuch in Abstimmung mit den Fachorganisationen erweitert. Dort heißt es: Der Duden definiert Spiritualität als "Geistigkeit; inneres Leben, geistiges Wesen" und stellt dies als Immaterielles dem Materialismus gegenüber. Die östliche Denkungsart ist jedoch wesentlich ganzheitlicher und ist im Körperlichen verwurzelt - ganz wie es der westliche "Mind-Body-Ansatz" übernommen hat. Quelle: https://taichi-qigong-richtig-lernen-dr-langhoff.de/spiritualitaet.html .

Prinzipien von "Tian-Di-Ren (Himmel-Erde-Mensch)"

Viele Westler, die Tai Chi oder Qigong praktizieren, fühlen sich fasziniert von dem chinesischen Konzept des "Tian-Di-Ren (Himmel-Erde-Mensch)" und suchen hier den tieferen Sinn ihres Trainings - zusätzlich zu den gesundheitlichen Auswirkungen. Vielen gelingt mit dieser "kosmologischen Konstanten" ein wertvoller "Alltagstransfer" mit Life-Skills, vermehrter Resilienz und Innerer Kraft.

Gemäß einer Umfrage aus dem Jahr 2023 vertrauen: Deutsche den christlichen Kirchen immer weniger. Auch dies mag zur vermehrten Hinwendung zu spirituellen Aspekten des Qigong beigetragen haben. Man sollte jedoch nicht versuchen, die chinesischen kulturellen Vorstellungen eins-zu-eins in die westliche Gesellschaft zu übertragen. Die Traditionen des Shaolin-Qigong und Wudang-Qigong sind historisch gewachsen und beziehen sich die Situation in Klöstern und Tempeln.

All dies hat mit den geänderten Bedürfnissen der heutigen Menschen nur noch wenig gemeinsam. Heute geht es nicht mehr um "Glauben-Müssen" und Loyalität, sondern um die individuelle innere Weiterentwicklung und die Ausschöpfung der eigenen Potenziale. Hier empfiehlt der DTB-Dachverband seine Gesundheitsprogramme des "Health-Qigong". Sie grenzen sich ab von "Quasi-Religiosität", Esoterik-Folklore und Heilslehren spiritueller Sekten.


 

Exkurs: Samurai-Spiritualität

Das Samurai-Training umfaßte auch spezielle Übungen zur Stärkung der Inneren Kraft "Ki". Geistige Disziplin und Meditation bilden den Zugang zur höheren spirituellen Dimensionen des Seins und des menschlichen Erlebens. Auch hier geht esum das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Das Energetische wurzelt zum einen im Zen und zum anderen im Shinto und seiner Kami-Spiritualität. Mehr zu dem Hintergrund dieser "Nairiki-No-Gyo" des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu hier: https://tai-chi-qigong-updates.net/a-syr-kami.html.